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Max-Martin Deinhard

Max-Martin Deinhard, Hauptgeschäftsführer IHK Ostfriesland und Papenburg

„Der Seehafen Emden ist eine tragende Säule unserer maritimen Wirtschaft."

Ob als Wirtschaftsmotor oder als Drehschreibe für den Warenverkehr in der Region – die Seehäfen sind für die wirtschaftliche Entwicklung in Ostfriesland und Papenburg seit jeher von großer Bedeutung. Allein in Emden, Leer und Papenburg werden pro Jahr rund sieben Mio. Tonnen Güter umgeschlagen. Damit zählen die drei Standorte zu den bedeutendsten Häfen in Niedersachsen.

Zum Seehafen Emden gehören sowohl der größte tidefreie Binnenhafen Deutschlands als auch eine der größten Seeschleusen. Mit dem Volkswagen Werk und den Gewerbeparks ist er ein interessanter Standort für zahlreiche Industriebetriebe.

Gerade die große Vielfalt der umgeschlagenen Produkte macht deutlich, wie wichtig die drei Häfen für die gesamte Wirtschaftsregion sind: Ob hochwertige Produkte wie Autos, Windkraftanlagen und Schiffsbauteile oder Massengüter wie etwa Baustoffe, Forstprodukte und Futtermittel – die drei Häfen entlang der Ems sind wichtige Schnittstellen für den Warenverkehr im Nordwesten. Die Unternehmen mit ihren Beschäftigten in den drei Seehäfen leisten einen wichtigen Beitrag für den Erfolg der maritimen Wirtschaft – und damit letztendlich auch zur wirtschaftlichen Entwicklung der gesamten Region.

Dies gilt auch für die Küsten- und Inselhäfen. Vor allem für die Inselversorgung und die Tourismuswirtschaft sind sie unverzichtbar. Sie verzeichnen jährlich fast 4,5 Mio. Personenbeförderungen sowie fast 300.000 Autobeförderungen – zwischen Norddeich und Norderney beziehungsweise zwischen Emden/Eemshaven und Borkum.

Die IHK für Ostfriesland und Papenburg unter der Hauptgeschäftsführung von Max-Martin Deinhard zeichnet sich in der Region für die Betreuung der Häfen und für die Hafenpolitik verantwortlich. Der 42-Jährige stammt gebürtig aus Delmenhorst und ist der norddeutschen Küstenregion seit vielen Jahren verbunden. Nach einer dualen Ausbildung zum Fluggerätemechaniker erlangte Deinhard über den zweiten Bildungsweg eine fundierte akademische Ausbildung. Seine ersten Erfahrungen mit der IHK Arbeit sammelte der studierte Politologe und Verwaltungswissenschaftler bei den IHKs in Offenbach, Würzburg und Ulm. Seit 2022 ist er Hauptgeschäftsführer der IHK für Ostfriesland und Papenburg. Als passionierter Segler und Ruderer liegt ihm das Meer und auch die Hafenwirtschaft besonders am Herzen. „Der IHK-Bezirk hat mit seinen drei Häfen in Emden, Leer und Papenburg ein großes maritimes Potenzial, das beständig wächst und sich weiterentwickelt.“ Dass diese Entwicklung positiv begleitet wird, dafür macht er sich stark.

Max-Martin Deinhard, Hauptgeschäftsführer IHK Ostfriesland und Papenburg
Max-Martin Deinhard, Hauptgeschäftsführer IHK Ostfriesland und Papenburg

Der Seehafen Emden

„Der Seehafen Emden ist eine tragende Säule unserer maritimen Wirtschaft“, sagt Deinhard. Nahe der Emsmündung in die Nordsee ist er der drittgrößte und westlichste Seehafen Deutschlands. Der Standort besteht aus einem tideoffenen Außenhafen und dem tideunabhängigen Binnenhafen, der durch zwei leistungsstarke Schleusen – die Große Seeschleuse und die Nesserlander Schleuse – rund um die Uhr zugänglich ist. 

„Durch die Nähe zum Volkswagen Werk und dem angrenzenden Industriepark Frisia werden natürlich Fahrzeuge in Emden umgeschlagen. Das ist aber nicht alles. In dem Seehafen handeln wir auch mit Forstprodukten wie Zellulose, Papier, Flüssigkreide und Holz. Darüber hinaus dient er als Hafen für Projektladungen – vor allem von On- und Offshore-Windenergiekomponenten –, Militärgüter sowie für flüssige und feste Massengüter und Baustoffe.“

Für Unternehmen, die sich in Emden ansiedeln möchten, bietet der Seehafen Emden beachtliche infrastrukturelle Standortvorteile: „Neben den großen Erweiterungsflächen für hafenaffine Ansiedlungen bietet der Industriepark eine hervorragende Anbindung an Straße, Schiene und Wasser“, so Deinhard. So ist es nur konsequent, dass Emden von der Landesregierung offiziell den Status eines Güterverkehrszentrums
(GVZ) zuerkannt bekommen hat.

Geografisch liegt der Hafen ca. 38 Seemeilen stromaufwärts der Emsmündung – gefühlt direkt an der Nordsee. „Etwa 10.000 Menschen in rund 70 Betrieben arbeiten im Emder Hafen“, so Deinhard. Mit den steigenden Herausforderungen an die maritime Wirtschaft wird beständig an der Weiterentwicklung des Hafens gearbeitet. Neben der Anpassung der Fahrrinne in der Außenems spielt dabei auch die Neuanbindung des Hafens an die Anschlussstelle Emden-Ost der A 31 eine Rolle. Deinhard: „Aufgrund der großen Flächenreserven am Rysumer Nacken bieten sich dem Emder Hafen darüber hinaus sehr gute Chancen für die Positionierung in zukunftsträchtigen Märkten und Branchen.

Dazu zählen neben bisherigen Geschäftsfeldern auch der Ausbau des Hafens als Energiedrehscheibe.“ Bei den Flächen im Wybelsumer Polder in direkter Verlängerung der jetzigen Flächen im Emder Außenhafen herrscht eine große Nachfrage von ansiedlungsbereiten Unternehmen. „Diese Nachfrage übersteigt bereits jetzt das Angebot an Flächen, die von NPorts dort bereitgestellt werden können.“

Der Seehafen Leer

Doch nicht nur Emden ist für sein maritimes Wirtschaftspotenzial bekannt. Als zweitgrößter Reedereistandort in Deutschland gehört der Seehafen Leer zu den wichtigsten kommunalen Binnenhäfen in Niedersachsen. Rund 20 Betriebe arbeiten auf dem Gelände. Außerdem befinden sich zahlreiche Firmen in Leer, die über den Hafen bedient werden. Hier bilden das „Maritime Kompetenzzentrum“ (MARIKO), zahlreiche Zulieferer und Dienstleister sowie zwei Werften ein starkes maritimes Cluster am Hafenstandort. Der Schiffbau hat in Leer eine lange Tradition, aber auch eine wechselvolle Geschichte. „Seit einigen Jahren besticht die Werft aber durch regelmäßige Stapelläufe. Sie scheint eine Nische gefunden zu haben, in der sie trotz mächtiger Konkurrenz aus dem Ausland bestehen kann“, so Deinhard.

„Der See- und Binnenhafen ist trimodal angebunden“ erklärt  Deinhard. Wasserseitig gelangt die Fracht über den Dortmund Ems-Kanal ins Ruhrgebiet und weiter in die Benelux-Staaten. Die Liegeplätze im tidefreien Hafen sind durch eine Seeschleuse von der Nordsee über die Ems sowie die Leda erreichbar. Die Schleusenkammer hat eine Länge von 192 und eine Breite von 26 Metern. Der Bahnhof Leer – Verkehrsknotenpunkt in Ost-West- und Nord-Süd Richtung – ist an das Intercitynetz der Deutschen Bahn AG angeschlossen und verbindet Leer unmittelbar mit den Wirtschaftszentren im Norden und Süden Deutschlands. Zudem ist der Seehafen Leer über die Autobahnen 31, 28 sowie über die niederländische A 7 an das internationale Fernstraßennetz angebunden.

Der Hafen wird von den Stadtwerken Leer, einer Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR), betrieben und unterhalten. Er liegt 53 Seemeilen von der Ansteuerungstonne Westerems landeinwärts entfernt. Die Stadtwerke Leer verfügen über eine eigene Hafenbahn. Zudem verfügt der Hafen über zahlreiche weitere Suprastruktureinrichtungen sowie eine RoRo-Anlage. „Der Leeraner Hafen übernimmt eine wichtige Drehscheibenfunktion für die regionale Wirtschaft. Hier werden Waren aus der und für die Region umgeschlagen“, sagt Deinhard. Zu den Hauptumschlaggütern gehören Agrargüter wie Dünge- und Futtermittel, die vor Ort verarbeitet und verladen werden. Die festen Massengüter, die im Seehafen Leer umgeschlagen werden, umfassen Baustoffe, Eisen und Stahlschrott. Zu den Kunden des Hafens zählen folglich Unternehmen aus der Baustoffbranche, dem Maschinen- und Anlagenbau, der Recycling-Wirtschaft sowie der Futter- und Lebensmittelbranche. Der Hafen besteht aus zwei Hafenbecken: Dem Industriehafen und dem Handelshafen. „Die industrielle Nutzung findet östlich der Nesse statt. Das Westbecken konzentriert sich inzwischen auf die urbane Nutzung“, so Deinhard.

In dem entstandenen „neuen Hafenquartier“ (Nesse) haben sich vorwiegend maritime Dienstleistungsbranchen und Reedereien angesiedelt. Der südliche Handelshafen wird von einer Mischung aus Industrie-, Gewerbe-, Hafen- und Büronutzung geprägt. Der Leeraner Hafen wird für die regionale Wirtschaftsentwicklung auch in den nächsten Jahren eine bedeutende Rolle spielen.

Der Seehafen Papenburg

Direkt an der Bundeswasserstraße Ems liegt der Seehafen Papenburg – der südlichste Seehafen Deutschlands mit einer Entfernung von 60 Seemeilen zur Nordsee. „Der überwiegende Anteil des hiesigen Warenumschlags stammt aus dem Seeverkehr“, so Deinhard. Unter anderem hat die innovationsstarke MEYER WERFT hier ihren Hauptfirmensitz. Am Standort besteht ein enormes Wachstumspotenzial: Mit dem Bokeler Bogen bietet Papenburg hafenaffinen Unternehmen und produzierenden Betrieben attraktive Möglichkeiten zur Ansiedlung. „Papenburg ist Niedersachsens Torfumschlaghafen Nummer eins. Darüber hinaus werden hier auch Agrargüter, Eisen, Schiffsteile, Stahl, Baustoffe, Holz und Projektladung bearbeitet. Über die hervorragende Hinterlandanbindung erreichen die umgeschlagenen Güter von Papenburg aus Wirtschaftszentren in Deutschland und Europa“, lobt Deinhard die Erreichbarkeit des Papenburger Hafens.

Neben dem reinen Güterumschlag und vielfältigen Lagermöglichkeiten werden sämtliche Hafendienstleistungen sowie eine umfangreiche Palette von logistischen Gesamtkonzepten aus einer Hand angeboten. Allein die Hafenbetriebe beschäftigen mehr als 1000 Personen. Hinzu kommen noch mehr als 3000 Beschäftigte der MEYER WERFT. Zur Sicherung der Umschlagfunktionen im Hafen Papenburg ist insbesondere auch der Ausbau der Nordstrecke des Dortmund Ems-Kanals für die durchgehende Fahrt von Großmotorgüterschiffen zu nennen. Über den Dortmund-Ems-Kanal ist der Seehafen Papenburg ans europäische Binnenwasserstraßennetz angeschlossen, zudem liegt er in unmittelbarer Nähe zur Autobahn 31 (Nordsee – Ruhrgebiet) und zur niederländischen A 7. Diese Straßen bietet dem Hafen attraktive Möglichkeiten, um großflächige Marktgebiete erschließen zu können. Papenburg mit seinen rund 35.000 Einwohnern ist durch den innovativen Schiffbau der MEYER WERFT bereits international bekannt. Zudem ist dort der Sitz eines automobilen Prüfgeländes und vieler weiterer renommierter Firmen unterschiedlichster Branchen. Auch der Gartenbau zählt zu den bedeutenden Wirtschaftsfaktoren dieser Stadt.