"Kreativität kennt keine Öffnungszeiten."
In der Medienbranche Fuß zu fassen, ist das eine – langfristig erfolgreich zu sein, das andere. Katrin de Buhr, Geschäftsführerin der Werbeagentur DESIGNSTUUV in Aurich kennt die Zutaten fürs Erfolgsrezept: Kreativität, Kommunikation und eine gehörige Portion Begeisterung.
Unsicherheit oder Bedenken bezüglich ihrer Berufswahl hat Katrin de Buhr nie verspürt: „Mir war immer absolut klar, dass ich etwas mit Grafikdesign und Kommunikationsdesign machen möchte. Aber als Praktikerin in der Umsetzung“, erzählt die gebürtige Oldenburgerin. Kreativ sein ist seit frühester Kindheit fester Bestandteil ihres Lebens. Aufgewachsen in einer Fotografenfamilie, lernte sie schon früh in Bildern zu denken. Besonders geprägt hat sie aber ihre Oma. Immer lagen Stifte auf dem Tisch. Zusammen wurde dann viel gezeichnet und gemalt. Alles sei visuell gewesen, erinnert sich die Mittvierzigerin. In der Schulzeit wurde ihr Kunstlehrer auf sie aufmerksam und ermutigte sie, etwas aus ihrem Talent zu machen. „Ich hatte das Glück zu jeder Zeit starke Vorbilder und Mentoren an meiner Seite zu haben“, weiß Katrin de Buhr heute.
Als sie anschließend die Fachoberschule für Gestaltung besucht, berichten ihr die Lehrer von der Ausbildung zum Mediengestalter. Das Problem: Damals steckte die Ausbildung noch in den Kinderschuhen, die meisten Unternehmen kannten das Berufsbild nicht einmal. Doch davon ließ sich die Schülerin nicht entmutigen. Persönlich lief sie von Haus zu Haus und überzeugte letztlich eine Werbeagentur in Oldenburg von ihrem Vorhaben. Zusammen mit nur drei anderen Personen aus ganz Norddeutschland gehörte Katrin de Buhr so zur ersten Generation der Mediengestalter. Heute bildet sie selbst aus.
Qualität steht über Quantität
Tatsächlich ist ihre Werbeagentur DESIGNSTUUV als Ausbildungsbetrieb sehr beliebt. „Wir kriegen immer viele Bewerbungen“, bestätigt die inzwischen in Aurich lebende Kreativdirektorin. Ihren drei Azubis bietet sie eine 360-Grad-Lehre. Ob Grafikdesign, Mediengestaltung, Fotografie, Webdesign oder Videotechnik – die Fachbereiche sind so
vielfältig, dass es anschließend viele berufliche Möglichkeiten gibt. 2022 wurde die Ausbildung der DESIGNSTUUV deswegen sogar von der IHK Niedersachsen als die landesweit Beste ausgezeichnet.
Im Flur der Agentur befinden sich an der Wand noch weitere Auszeichnungen. Bereits dreimal hat die DESIGNSTUUV den deutschen Agenturpreis gewonnen. Den Schlüssel ihres Erfolgs sieht Katrin de Buhr in der Zusammenarbeit mit ihrem Team. „Wenn Menschen zusammenkommen, fließt einfach Energie. Jeder hat andere Fähigkeiten, die wir in unserer Zusammenarbeit vereinen. Wir sind mit jedem Projekt gewachsen. Das liegt auch an unserer offenen Feedbackkultur.“
Es sei nicht geplant, den Mitarbeiterstamm von 18 Personen noch weiter zu erhöhen. Die Unternehmensführung sei nicht auf Maximierung ausgelegt. „Jeder Mensch möchte gesehen, gewertschätzt, gefördert und geführt werden“, weiß Katrin de Buhr. Das sei ab einer gewissen Personenanzahl nicht mehr möglich. Unternehmenskultur stehe bei ihr klar über Unternehmenswachstum.
Flexibel arbeiten, flexibel denken
Mit ihrem größtenteils festen Kundenstamm pflegt das Team von DESIGNSTUUV eine enge, bodenständige und direkte Zusammenarbeit – so wie man es in Ostfriesland kennt und schätzt. Jeder Mitarbeiter darf zudem seine Arbeitszeit flexibel gestalten. Manche starten frühmorgens in den Tag, andere erst im Laufe des Vormittags. „Kreativität kennt eben keine Öffnungszeiten“, stellt Katrin de Buhr klar. Selbst arbeitet sie häufig abends oder am Wochenende. Mittags ist sie dafür zu Hause, um für ihre Kinder zu kochen und sie bei den Hausaufgaben zu unterstützen. Trotzdem befinden sich meist ein Stift und ein Blatt Papier in Greifweite, damit spontane Ideen zu laufenden Projekten notiert werden können. „Ich arbeite einfach super gerne. Ich bin bei allem so begeistert dabei, dass man mich bremsen muss. Es gibt bei mir keinen Aus-Schalter“, lacht Katrin de Buhr.
Als ihre Mitarbeiter die Idee hatten, die Agentur freitags eher zu schließen, um früher ins Wochenende zu starten war sie erst skeptisch. Inzwischen ist sie froh über die zusätzliche freie Zeit. „Es ist ein riesiger Qualitätsgewinn, da ich den Nachmittag nun mit meinen Kindern verbringe. Ich stamme noch aus der Generation, wo der Stift erst fallen gelassen wird, wenn die Arbeit fertig ist. Meine Mitarbeiter haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, auch mal loszulassen.“
Dass sie einmal Unternehmerin mit knapp 20 Mitarbeitern wird, war eigentlich nie der Plan der heute dreifachen Mutter. Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie bei der Werbeagentur Frese & Wolff in Oldenburg, lernte dort ihren jetzigen Mann kennen und zog mit ihm zusammen an den Bodensee. Dort blieben sie acht Jahre und gründeten eine Familie. Doch mit der Zeit wuchs die Sehnsucht, wieder zurückzuziehen. „Ich sag immer, ich bin eine OL-Ostfriesin“, schmunzelt Katrin de Buhr. Ihre Familie stammt aus Leer, doch geboren und aufgewachsen ist sie in Oldenburg. Mit ihren ostfriesischen Wurzeln fühlte sie sich aber stets verbunden. Für sie und ihren Mann – aufgewachsen in den Orten Fiebing und Strackholt der Gemeinde Großefehn – war somit schnell klar, dass das neue Zuhause ebenda sein sollte.
Geburtsstunde der DESIGNSTUUV
In Ostfriesland angekommen, startete die Jobsuche für Katrin de Buhr. Nach mehreren Bewerbungsrunden in einem großen Konzern der Region hatte sie eigentlich schon die Zusage vorliegen. Doch als die damalige Mutter von zwei Kindern ein flexibles Arbeitsmodell vorschlug, um Berufs- und Privatleben unter einen Hut zu bekommen, erhielt sie eine Absage. Obwohl eine Frauenbeauftragte beim Gespräch anwesend war, wurde ihr gesagt: „Hier in Ostfriesland sind wir noch nicht so weit.“ Stattdessen würde die Stelle nochmal ausgeschrieben und mit einem Mann in Vollzeit besetzt. „Ich war total perplex, denn mir war klar, dass ich das hinbekommen hätte“, beschreibt Katrin de Buhr ihre damalige Gefühlslage. „Obwohl ich die bestqualifizierte Bewerberin war, ist die Tür vor meiner Nase zugeknallt. Und sie knallte laut!“ Im Nachhinein ein Schlüsselmoment für die Mediengestalterin. Denn als Reaktion beschloss sie, sich selbstständig zu machen und gründete 2010 die DESIGNSTUUV.
Die nachfolgenden sechs Jahre bestätigten Katrin de Buhr in ihrer Entscheidung. Schnell sprach sich ihre gute Arbeit herum und die Aufträge kamen von selbst herein. Trotz des dritten Kindes, das sie 2013 bekam, bewältigte sie mit ihrer flexiblen Stundengestaltung das Arbeitspensum und schloss ihre Aufträge termingerecht ab. Doch langsam erhöhte sich der Druck von außen, Mitarbeiter einzustellen. Für Katrin de Buhr zu dem Zeitpunkt unvorstellbar: „Ich hatte die Unternehmerin in mir noch nicht entdeckt. Es hat mich total erfüllt, einfach meinen Job zu machen. Ich wollte nichts verändern.“
Den Unternehmergeist erwecken
Ein Umdenken fand statt, als sie 2016 vom Land Niedersachsen als Kreativpionierin ausgezeichnet wurde. Es gab kein Preisgeld, aber dafür etwas, was sich als viel wertvoller herausstellen sollte. Über ein Jahr hinweg durfte die Auricherin verschiedene Unternehmer, Kreativ-Labs und Coaches in ganz Niedersachsen und Berlin kennenlernen. Das Land hatte erkannt, dass Kreativschaffende zwar meist für ihre Arbeit brennen, aber oft den Sprung zum Unternehmertum nicht schaffen und langfristig nicht bestehen bleiben. Katrin de Buhr wurde bewusst, dass ihr das gleiche Schicksal blühen könnte.
Als ihr dann noch ein großer Kunde mitteilte, dass die Zusammenarbeit aufgrund des steigenden Auftragsvolumens nur mit zusätzlichem Personal weitergeführt werden könne, war die Entscheidung gefallen. „An dem Tag, an dem ich innerlich den Entschluss gefasst hatte, kam eine Frau mit einer Initiativbewerbung in mein Büro. Das war wie ein Wink des Schicksals“, erzählt die Kreativpionierin und lächelt.
Die erste Bewerberin wurde zur ersten Mitarbeiterin. Ab da nahm alles Fahrt auf. „Nachdem ich gemerkt hatte, dass man zusammen sogar noch bessere Arbeit leisten kann, sind wir schnell gewachsen.“ Der Rest ist Geschichte. Inzwischen erfüllt es Katrin de Buhr, Unternehmerin zu sein und Mitarbeiter weiterzuentwickeln und zu fördern. Besonders stolz macht es sie, dass sie mehreren Müttern ihren Wiedereinstieg in den Beruf ermöglichen konnte. Als aktives Mitglied beim Zonta Club Leer-Ostfriesland setzt sie sich auch ehrenamtlich für die Rechte sowie die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen ein. „Mir macht es sehr viel Spaß, die Gesellschaft positiv mit zu entwickeln!“ Momentan gebe es noch recht wenig Unternehmerinnen in der Region, aber Katrin de Buhr ist zuversichtlich, dass sich das in Zukunft ändert, denn: „Hier in Ostfriesland sind wir schon soweit!“
DESIGNSTUUV Werbeagentur
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