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Merle Sandersfeld-Kelm

Merle Sandersfeld-Kelm, Geschäftsführerin Sandersfeld Sicherheitstechnik

„Mitarbeitende müssen für das Unternehmen genauso begeistert werden, wie Kunden für das Produkt.“

Ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen, ist mitunter genauso herausfordernd wie eines zu gründen. Wie es gelingt und welche Rolle die eigenen Fußspuren dabei spielen, weiß Merle Sandersfeld-Kelm, Geschäftsführerin von Sandersfeld Sicherheitstechnik.

Sandersfeld Gruppe
Die Geschäftsführung des Familienunternehmens Sandersfeld Sicherheitstechnik (v li.): Michael Janßen, Helmut Sandersfeld, Merle Sandersfeld-Kelm und Jens Boelen

Geschäftsführerin, Ehefrau, Mutter und aktives Mitglied verschiedener Ehrenämter und Gremien – wie das zu schaffen ist? „Mit sehr viel Humor und Kompromissen“, verrät Merle Sandersfeld-Kelm mit einem Augenzwinkern. Eine Wahl zwischen Beruf und Familie wollte sie nie treffen, nicht zuletzt, da für sie beide Welten ineinander verschwimmen. „Ich brauche beides, um glücklich zu sein“, ist ihre klare Haltung. Als Geschäftsführerin von Sandersfeld Sicherheitstechnik in Leer ist es für sie selbstverständlich rund um die Uhr erreichbar zu sein.

Abends und am Wochenende arbeiten, E-Mails checken im Urlaub und nebenbei an Netzwerktreffen teilnehmen – für die 36-Jährige normal und „positiver Stress“, wie sie es ausdrückt. „Meine Arbeit ist mein Baby, ich lebe dafür.“ Genauso normal ist es, Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Morgens bringt sie ihre beiden Söhne zur Kita, zwei Nachmittage in der Woche sind für gemeinsame Aktivitäten eingeplant und Rituale wie zusammen Sport machen, kochen und Gutenachtgeschichten vorlesen sind fester Bestandteil des Alltags. „Ich will keine Illusionen schaffen, es ist nicht immer leicht“, räumt Merle Sandersfeld-Kelm ein. „Kompromisse sind wichtig. Man kann nicht alles haben.“ Zeit, ein Buch zu lesen oder allein zu entspannen, gibt es für die zweifache Mutter nur selten. Doch damit kommt die gebürtige Leeranerin zurecht.

Eine Reise zu sich selbst

Denn so verwurzelt sie auch mit ihrer Heimat Ostfriesland ist, dem Klischee einer kühlen, ernsten Norddeutschen entspricht die im Moormerland lebende Merle Sandersfeld-Kelm ganz und gar nicht. „Ich bin eher feurig“, lacht sie. „Schon als Kind mussten mich meine Eltern ständig bremsen. Ich bin überall hingegangen, habe jeden angequatscht und war einfach schon immer sehr energiegeladen.“ Deswegen zog es sie nach ihrer Ausbildung zur Speditionskauffrau auch erstmal ins Ausland. Dort absolvierte sie ihr Cambridge-Examen und lebte allein auf Malta und in Barcelona. Eine prägende Zeit für Merle Sandersfeld-Kelm. Seitdem spreche sie nicht nur fließend Spanisch, sondern habe zu sich selbst gefunden und trage nach eigenen Worten eine „spanische Seele“ in sich. Ihr sei klar geworden, dass sie ein Mix aus beiden Elternteilen sei: „Mein Vater ist ein Unternehmertyp und praktisch veranlagt, meine Mutter hingegen ist feinfühlig, sprachbegabt und kulturinteressiert.“

Zurück im heimischen Leer holte sie ihr Fachabi nach und zog anschließend mit ihrem damaligen Freund und heutigen Ehemann nach Holland, um International Business and Languages zu studieren. Mit hohen Ambitionen: „Mein Ziel war es, das Studium mit der Note 1 abschließen. Ich war ein kleiner Streber“, schmunzelt Merle Sandersfeld-Kelm. Das sollte ihr auch gelingen. Ihr Studienschwerpunkt Human Resource Management ist bis heute ihr Steckenpferd. „Die eigenen Mitarbeitenden müssen für das Unternehmen genauso begeistert werden, wie Kunden für das Produkt“, so ihr Credo. Dafür müssten Menschen entsprechend ihrer Fähigkeiten eingesetzt sowie eine für Feedback und Kritik offene Unternehmenskultur geschaffen werden.

Wichtig sei auch ein Wir-Gefühl. Kleinere Aktionen wie ein Nikolaus-Event für Belegschaftskinder, ein digitaler Adventskalender oder ein jährliches Kochbuch mit Rezepten von Mitarbeitenden sorgen bei Sandersfeld Sicherheitstechnik für ein attraktives und wertschätzendes Arbeitsumfeld. Seit ein paar Jahren zählen auch flexible Arbeitszeiten dazu – eine Maßnahme, die die Unternehmerin selbst in Anspruch nimmt. Da ihr das Thema Personalmanagement eine Herzensangelegenheit ist, engagiert sie sich nebenbei als ehrenamtliche Richterin am Arbeitsgericht in Emden.

Zurück zu den Wurzeln

Neben Human Resource Management zählen Marketing und Unternehmensstrategie zu den Kernkompetenzen, die sich Merle Sandersfeld-Kelm in ihrem Studium angeeignet hat. Natürlich ließ es sich die selbsternannte latina rubia – die blonde Latina – nicht nehmen, ihr Auslandsjahr in Madrid und Córdoba zu verbringen, bevor sie bei einem holländischen Logistikunternehmen ihre Bachelorarbeit schrieb. Dort war man von ihrer Arbeit so überzeugt, dass ihr ein Jobangebot unterbreitet wurde. Doch es sollte anders kommen.

Helmuth Sandersfeld fragte seine Tochter, ob sie sich vorstellen könne, bei Sandersfeld Sicherheitstechnik, einem Komplettdienstleister in der Sicherheitsbranche, einzusteigen. Obwohl Merle Sandersfeld-Kelm das Potenzial in dieser Chance sah, hatte sie einige Bedenken. Auf keinen Fall wollte sie von den Mitarbeitenden nur als Kopie ihres Vaters angesehen werden. Helmuth Sandersfeld konnte ihr diese Sorge nehmen. „Er sagte: Ja, du bist meine Tochter. Aber du bist eine eigene Person und das werden alle merken, wenn sie dich kennenlernen“, erinnert sich die Geschäftsfrau, die ursprünglich in einem internationalen Arbeitsumfeld tätig werden wollte. Letztendlich fiel ihre Entscheidung zugunsten ihrer Wurzeln und des Lebenswerks ihres Vaters – allerdings geknüpft an eine Bedingung: „Bei mir gibt es nur ganz oder gar nicht. Deshalb ich gesagt, dass ich das Unternehmen irgendwann übernehmen möchte. Dafür brauche ich aber die Freiheit und Verantwortung, Dinge zu entwickeln und umzusetzen.“

Tradition gepaart mit Innovation

2012 begann Merle Sandersfeld-Kelm dann als Assistentin der Geschäftsführung bei Sandersfeld Sicherheitstechnik. Angst davor, neue Wege zu gehen, hatte sie noch nie – eine Einstellung, die sie von ihrem Vater übernommen hat. Als sich Helmuth Sandersfeld 1984 mit einem Schlüsseldienst selbstständig machte, hätte er wohl nicht gedacht, dass der Betrieb mal 160 Mitarbeitende beschäftigen und deutschlandweit zu den führenden Dienstleistern im Bereich des Sicherheitsmanagement gehören würde. Tradition gepaart mit Innovation sind treibende Faktoren in der Erfolgsgeschichte des Unternehmens. Werte, die nicht zuletzt Merle Sandersfeld-Kelm maßgeblich im Betrieb verankert hat. „Erfahrungen und Innovation gehen bei mir Hand in Hand. Ich wollte nichts radikal verändern, nur Dinge in die heutige Zeit übersetzen.”

Neben einer umfassenden Corporate Design Strategie, führte sie in den ersten Jahren ein internes Kommunikationsportal und 360-Grad-Feedbackgespräche für die Mitarbeitenden ein. Diese Methode der Personalbeurteilung entwickelte sie innerhalb ihres Masterstudiengangs mit Schwerpunkt Innovationsmanagement, den sie parallel zu ihrer Arbeit absolvierte. Bis heute führt sie mit allen Mitarbeitenden im Zwei-Jahres-Rhythmus ein solches Gespräch, bei dem beide Seiten die Möglichkeit haben, Ideen und Kritikpunkte zu äußern. Für Merle Sandersfeld-Kelm selbstverständlich – Human Resource Management ist für sie Chefsache.

Sandersfeld ist spezialisiert auf elektronische Sicherheitstechnik für Zuhause und im Alter sowie für zahlreiche Einsatzgebiete in Industrie und Gewerbe.

Vertrauen als Fundament

„Chef“ ist sie seit 2014. Zusammen mit Jens Boelen, der hauptsächlich zuständig für den technischen Bereich und Vertrieb ist, bildet sie in der Geschäftsführung eine Einheit. „Er ist Kritiker und das Mittelstück zwischen mir und meinem Vater. Wenn ich mit meinen ganzen Ideen zu ihm komme, filtert er diese und am Ende kommt eine Summe raus, die realistisch ist“, lacht Merle Sandersfeld-Kelm. Im operativen Tagesgeschäft hat sie mittlerweile weitestgehend die Aufgaben ihres Vaters übernommen. Trotzdem weiß sie es zu schätzen, dass sie sich jederzeit mit ihm beratschlagen kann. „Ich bin nicht zu stolz, ihn zu fragen, und er nicht zu stolz, um Dinge abzugeben. Er hat mir immer vertraut und mir so die Möglichkeit gegeben, meine Fußspuren hier zu hinterlassen. Das rechne ich ihm hoch an.“

Und nicht nur das Vertrauen ihres Vaters spielte eine große Rolle: Ohne dem Gefühl von der Belegschaft respektiert zu werden, hätte sie die Position in der Geschäftsführung nämlich nicht eingenommen. Doch in einer Männerdomäne Fuß fassen, damit hat Merle Sandersfeld-Kelm inzwischen Erfahrung. Als sie 2012 den Wirtschaftsjunioren Ostfriesland und Papenburg beitrat, gab es dort nur wenig andere Frauen. Davon hat sie sich aber nie einschüchtern lassen. „Nicht einen Tag habe ich mich anders gekleidet oder nicht geschminkt. Niemand sollte sich verstellen. Aussehen hat nichts mit Kompetenz zu tun.“ Inzwischen ist sie seit mehreren Jahren im Vorstand der Wirtschaftsjunioren vertreten – und als erste und bislang einzige Frau in die Funktion als Sprecherin der jungen Wirtschaft in Ostfriesland gewählt worden.

Einen nicht unerheblichen Anteil an ihren bisherigen Erfolgen sieht Merle Sandersfeld-Kelm in der Unterstützung, die sie tagtäglich erfährt. „Ich habe großes Glück, dass ich so smarte Assistenten, eine tolle Babysitterin und eine Haushaltshilfe habe. Dazu kommt die Arbeitsteilung mit meinem Mann.“ Und auch als Geschäftsführerin gehöre es für sie dazu, Verantwortung abzugeben. „Ich muss nicht alles wissen, ich muss nur wissen, wen ich fragen kann“, lautet ihre Devise. Denn das, was ihr Vater ihr ermöglichte, möchte Merle Sandersfeld-Kelm auch an ihre Mitarbeitenden weitergeben: die Freiheit, eigene Fußspuren zu hinterlassen.

Sandersfeld Sicherheitstechnik GmbH

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