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Markus Buntz

Markus Buntz, Bünting-Unternehmensgruppe

"Man muss Antworten auf veränderte Rahmenbedingungen finden."

Wie kaufen wir morgen ein?

Mit dieser Frage beschäftigen sich Handels- und Technologieexperten landauf landab. Wo finden sich zwischen dem Supermarkt der Zukunft und dem von heute noch Gemeinsamkeiten? Antworten kennt Markus Buntz, Vorstandsvorsitzender der Bünting-Unternehmensgruppe in Leer.

Der Combi City-Markt in Emden wurde 2021 eröffnet. Auf über 500 Quadratmetern ist in den erweiterten Öffnungszeiten auch ein autonomer Einkauf möglich. Der Combi City-Markt bietet eine hybride Walk-in-Lösung, die in dieser Größenordnung in Deutschland Vorreiter war.

Die Digitalisierung bestimmt unser Leben, sie wird auch im Supermarkt der Zukunft die zentrale Rolle spielen. Vernetzte Preisschilder werden eine kurzfristige Reaktion auf Angebot und Nachfrage möglich machen, Sensoren über Lücken im Warensortiment informieren. Per Push-Nachricht erfahren die Mitarbeiter, wo der Bestand aufgefüllt werden muss. Kunden können QR-Codes einscannen und sich mittels einer App wichtige Produktinformationen auf ihr Smartphone holen – etwa für passende Rezepte oder über Zusatzstoffe, die für Allergiker gefährlich sein könnten.

Von Berufs wegen beschäftigt sich Markus Buntz mit den hier gestellten Fragen und Entwicklungen. Seit 2015 ist er Vorstandsmitglied der Bünting Unternehmensgruppe in Leer, seit November 2016 ihr Vorstandsvorsitzender. Mit mehr als 12.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zählt sie zu den größten Arbeitgebern im Nordwesten Deutschlands – und muss deshalb ganz besonders auf ihre Zukunftsfähigkeit achten.

Markus Buntz, Bünting-Unternehmensgruppe, Leer
Markus Buntz, Vorstandsvorsitzender der Bünting-Unternehmensgruppe, Leer

Kameras und Sensoren

Buntz weiß: „Auch im Supermarkt hält die Digitalisierung Einzug. Digitale Assistenzsysteme unterstützen zunehmend den Einkauf und machen es möglich, jedem Kunden individuell zugeschnittene Angebote zukommen zu lassen.“ 

So wird es beim Einkauf von morgen etwa mit dem Schlangestehen an der Kasse endgültig vorbei sein. Visionäre träumen vom Bezahlen per Finger- oder Handabdruck; in den USA werden solche Systeme bereits erprobt.

Ein anderes Modell führt die Idee vom Selfcheckout fort. Sie wird bereits in vielen Märkten umgesetzt: Unzählige im Markt installierte Minikameras, Sensoren und Waagen registrieren, wer welches Produkt in den Einkaufswagen gelegt oder gleich im Rucksack verstaut hat. Beim Verlassen des Geschäfts wird der fällige Betrag automatisch über das Handy vom Konto abgebucht. „Grab & Go“ lautet der Fachbegriff für dieses Verfahren, das sich Künstliche Intelligenz zunutze macht.

Zukunftsmusik? Keineswegs. In anderen Ländern ist vieles davon bereits Realität, hat der Verband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche Bitkom festgestellt. 

Zudem ermöglicht es die Digitalisierung dem Handel, das Käuferverhalten genauer zu analysieren. Welche Laufwege sind typisch? Wie lange zögern Kunden, bis sie sich für ein Produkt entscheiden? Greifen sie eher in die oberen oder in die unteren Regale? 

Am Ende helfen die Erkenntnisse aus dem Smart Shopping, das Angebot im Markt zu optimieren.

Comeback nach schweren Zeiten

Auch die Eltern von Marcus Buntz waren in kaufmännischen Berufen tätig. „Ich wurde da wohl schon familiär geprägt“, sagt er heute. Deshalb sei es für ihn sehr früh klar gewesen, „dass ich beruflich diese Richtung einschlagen möchte“. Das Studium der Betriebswirtschaftslehre, das er an der Dualen Hochschule Heidenheim absolvierte, sowie das Sammeln internationaler Erfahrung passen da gut ins Bild. Vor seinem Wechsel nach Ostfriesland war der gebürtige Schwabe unter anderem als Geschäftsführer beim SB-Warenhausbetreiber Globus tätig.

Als eine besondere persönliche Eigenschaft sieht Buntz es an, einmal erkannte Ziele beharrlich und „mit aller Kraft und Ausdauer“ zu verfolgen. Genau diese Fähigkeit war bei seinem Einstieg bei Bünting gefragt. Das Unternehmen war in Schwierigkeiten, machte Jahr für Jahr Verluste. Der Turnaround musste her. Buntz verordnete der Unternehmensgruppe eine Konzentration aufs Kerngeschäft, den Lebensmitteleinzelhandel, stellte diesen strategisch neu auf und veranlasste die Trennung von unrentablen Sparten. Er erinnert sich: „In dieser Phase war es wichtig, dass wir Veränderungen schnell umgesetzt haben – und zwar gemeinsam mit den Mitarbeitenden, die wir dabei involvierten und mitnahmen.“

Der Umschwung glückte. Anfang 2018 titelte das Fachblatt Lebensmittelpraxis: „Bünting is back!“ und führte weiter aus: „Nach mehreren Jahren in der Verlustzone wurde unter Vorstandschef Markus Buntz bereits 2016 das operative Ergebnis der Unternehmensgruppe wieder ins Positive gedreht.“ Heute sieht sich Bünting erneut auf einem guten Weg. So erhöhte sich im Geschäftsjahr 2021 das operative Betriebsergebnis gegenüber dem Vorjahr von 19,7 auf 46,8 Millionen Euro, das Bilanzergebnis von 11 auf 26,1 Millionen. „Es ist gelungen, das Unternehmen stabil aufzustellen und konsequent weiterzuentwickeln“, kommentiert der erfahrene Manager die Erfolgsbilanz.

Zurück in die Zukunft. Für Buntz bietet der Handel ständig neue Herausforderungen: „Er ist extrem dynamisch, man muss immer wieder Antworten auf veränderte Rahmenbedingungen finden.“ Das, so fügt er hinzu, mache die Sache aber gerade spannend. Stehenbleiben, Ausruhen, die Hände in den Schoß legen – all das sind keine Optionen. Ganz im Gegenteil: Die Bünting-Gruppe ist dafür bekannt, aktuelle Entwicklungen stets aufmerksam im Auge zu behalten. „Wir lokalisieren immer sehr früh innovative Themen und Trends“, bestätigt ihr Chef.

Der erste Blick gilt den Zahlen

Zum Beweis, dass man sich für die Zukunft aufstellt, genügt ein Blick in die Emder City. Hier hat Bünting Ende 2021 einen hybriden Combi-Markt mit einer Verkaufsfläche von rund 550 Quadratmetern eröffnet. Er bietet seinen Kunden über die gewohnten Öffnungszeiten hinaus die Option, zwischen 6 und 9 Uhr am Morgen sowie abends von 20 bis 23 Uhr autonom einzukaufen – also ohne Personal im Markt. Modernste Technik mit digitalen Zugangs-, Artikelerfassungs- und Bezahllösungen macht das möglich. Für den Zutritt ist eine Bankkarte, die Kundenkarte oder die Bünting-App nötig. Der Bezahlvorgang läuft bargeldlos über die Selfcheckout-Kassen.

Er schaue zu Arbeitsbeginn zunächst immer nach den Umsätzen des Vortages, verrät Markus Buntz. Mit den Zahlen aus Emden kann er zufrieden
sein. „Teilweise kommen wir in den Randzeiten auf 20 Prozent des Umsatzes“, rechnet er vor. Das Angebot werde also gut angenommen, das Modell habe sich bewährt. Stichwort Modell: Das Konzept ist skalierbar. Weitere hybride Märkte stehen auf der To-do-Liste weit oben.

Grundsätzlich, so macht Stratege Buntz klar, gehe es darum, verschiedene Vertriebskanäle zu nutzen und damit auch unterschiedliche Kundenbedürfnisse zu befriedigen. Während in den Märkten am Stadtrand eher Großeinkäufe getätigt werden, finden sich im Emder Citymarkt vorrangig Kundinnen und Kunden ein, die eher wenige Produkte auswählen. Andere bestellen online oder lassen sich ihren Einkauf nach Hause liefern. Markus Buntz selbst ist ein Freund des sogenannten Omnichannel-Ansatzes: „Ich bin jede Woche in unseren Märkten und an den Standorten unterwegs – vor allen Dingen auch, um mich mit den Mitarbeitenden und der Kundschaft auszutauschen. Aber natürlich nutze ich ebenso unser Online-Angebot.“

Die Bünting Unternehmensgruppe hat als mittelständisches Handelsunternehmen ihren Sitz seit über 200 Jahren in Leer (Ostfriesland).

Kooperation mit Vattenfall

Neben dem Fokus auf die Mitarbeitenden im Unternehmen und bei allem Glauben an die Kraft von Innovationen ist ein Aspekt dem Schwaben noch wichtig: Zukunft heißt nicht nur Technik. Zukunft heißt auch Nachhaltigkeit und Verantwortung für kommende Generationen. „Das Thema ist für uns elementar“, sagt Buntz. „Der Nachhaltigkeitsgrundsatz ist in der gesamten Unternehmensgruppe fest verankert.“ So gibt es etwa Partnerschaften mit der Initiative Tierwohl und der Biomarke Alnatura. Mit dem Siegel „Gutes aus der Region“ werden Produkte gekennzeichnet, die von Produzenten aus der Nähe stammen.

Außerdem sollen bis zum Jahr 2025 auf rund 200Parkplätzen von Combi und der ebenfalls zur Bünting-Gruppe gehörenden Einzelhandelskette famila Schnellladesäulen für Elektroautos installiert werden. Dazu wurde eine Kooperation mit dem Energieversorger Vattenfall eingegangen, der die Planung, Errichtung und den Betrieb der Stationen übernimmt. Für Markus Buntz ein logischer Schritt, genau wie die sukzessive Umrüstung des unternehmenseigenen Fuhrparks: „Wir setzen natürlich E-Fahrzeuge ein, etwa zur Auslieferung der Bestellungen über unsere E-Commerce-Plattform Combi.de.“

Dass Bünting als Traditionsunternehmen tief in der Region verwurzelt ist und sich weiterhin zu 100 Prozent in Familienbesitz befindet, empfindet der Vorstandsvorsitzende als großes Privileg. „Wir haben durch diese Gesellschafterstruktur eine starke Stabilität und können langfristig agieren“, bekräftigt er. Er selbst wird die Zukunft des Unternehmens weiterhin aktiv mitgestalten: Sein Vertrag bei der Handelsgruppe wurde Anfang 2023 um weitere fünf Jahre verlängert.

Bünting Unternehmensgruppe

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